Claudia
Rogge
Ob man
es als sch�nen Erfolg feiern soll, wenn der gesellschaftspolitische
Backlash inzwischen schon wieder Zensurma�nahmen im Namen
der Wahrung der �ffentlichen Ordnung rechtfertigt, sei dahingestellt.
Zweifellos bedarf es der sch�rfsten Ablehnung aller Versuche
mi�liebige Kunst zu zensieren. Dies ist aber nur eine Seite
der Medaille. H�tte diese Aktion in einem liberalen Klima
einer wirklich weltoffenen Stadt stattgefunden, w�re sie
sicherlich Gefahr gelaufen, auf �berwiegendes Desinteresse
zu sto�en.
Kunst,
die heute ver�ndern will, scheint in diesem Dilemma zwischen
zwei Mi�st�nden gefangen zu sein. Es gen�gt nicht, �ffentlichkeit
zu erzeugen, in der kurzen Spanne der erweckten Aufmerksamkeit
mu� es auch noch gelingen, einen dem Kunstwerk tats�chlich
angemessenen Diskurs zu f�hren.
Diesen
Versuch unternimmt Claudia Rogge mit ihren oftmals durchaus
br�ckenbauenden Installationen immer wieder. Ob es der Dialog
der Generationen in ihrer Videoinstallation Schaukeln ist
an Ketten h�ngen ist, oder die Projektion von Geburtsvideos
auf �ffentliche Geb�ude. Oft geht es um das Wieder-Sichtbarmachen
von Verbindungen und Verbundenheiten von Vergangenem und
Gegenw�rtigem, einer Verbindung, die in der Gegenwart, zumindest
im �ffentlichen Raum oftmals ausgeblendet wird. Ironischer
Weise pr�sentiert Rogge die Erfahrungsberichte von Eltern,
Gro�eltern und Kindern in Schaukeln ist an Ketten h�ngen
im Medium Video/Fernsehen und macht so Geschichten einer
breiten �ffentlichkeit wieder zug�nglich, die im Fernsehalltag,
der immer mehr dem Eigengesetz des Spektakels folgt, inzwischen
kaum noch Platz finden.
Was
dabei zu Tage tritt und von Claudia Rogge auch selbst thematisiert
wird, ist die Gleichzeitigkeit und das Spannungsverh�ltnis
von Kontinuit�t und Diskontinuit�t in der Generationenbeziehung.
Der Krieg in Jugoslawien bildet f�r Rogge den Anla� zu reflektieren
und zu empfinden, da� ihre eigenen Gro�eltern �hnliche Erlebnisse
gemacht haben, Erlebnisse die ihr selber fremder sind, trotz
aller Vertrautheit aufgrund der geteilten Lebenszeit und
erz�hlten Familiengeschichte, als sie vermutlich jugoslawischen
Kindern des Jahres 1999 sind.
Dieser
Bruch zwischen Kontinuit�t und Diskontinuit�t ist auch Folge
der Informationsflut moderner Massenkommunikation, die in
vielfacher Weise die kognitiven F�higkeiten des Rezipienten
�berfordert und damit Br�che erschafft und offenstehen l��t.
Kunst
kann diese Br�che sichtbar machen, ob sie sinnstiftende
Antworten liefern kann, bleibt dem Betrachter �berlassen.
Bedingung daf�r ist sicherlich, da� sie zum einen in den
�ffentlichen Raum eintritt, dort aber andererseits nicht
selber wieder zum Konsumartikel wird, zum reinen �sthetischen
Genu�.
Claudia
Rogge schafft diesen Balanceakt, f�r die Aussagen ihrer
Kunst �ffentlichkeit zu erzeugen, ohne ins Spektakel abzugleiten,
siehe Restposten aber auch ihre vielbeachteten Videoprojektionen
von Geburtsszenen auf �ffentliche Geb�ude. Auch dabei ging
es ihr um die Verbindung von Tradition und Zukunft. Das
Neue bahnt sich den Weg ins Leben. Neue Gedanken m�ssen
wie ein Neugeborenes sich erst in der Welt behaupten, gegen
Widerst�nde, je nachdem auf welche Strukturen es/sie trifft/treffen.
Im Projekt Birth-Build projiziert Rogge im w�rtlichen Sinn
(auf die vertraute Struktur bekannter �ffentlicher Geb�ude)
das "Neue als Geburt, die im Proze� mit der Vergangenheit
die Zukunft entwickelt".
Lars
Bayer, D�sseldorf, Februar 2000
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