Wettbewerb
Solidarität der Generationen
Die
Interdependenz der Generationen steht außer Frage.
Sowohl Alt als auch Jung sind aufeinander angewiesen. Doch
die demographische Umstrukturierung, die die Bevölkerungspyramide
der Altersverteilung auf den Kopf stellt, wird in der Öffentlichkeit
vorwiegend als Bedrohung der Solidarität zwischen Alt
und Jung, ja als Aufkündigung des gesellschaftlichen
Konsenses gesehen. Dies betrifft nicht nur die gerechte
Verteilung knapper Ressourcen im Renten- Pflege- und Krankheitsfall
sondern alle gesellschaftlichen Bereiche. Schlagzeilen,
die den "Krieg der Generationen" oder die "Vergreisung
der Gesellschaft" prophezeien, weisen auf die Notwendigkeit
hin, nach neuen Lösungen für das Verhältnis
und das Miteinander der Generationen zu suchen.
Nur
wenn Jung und Alt miteinander kooperieren und zu einem gemeinsamen
Dialog finden, werden die "gewonnenen Jahre" für
die Gesamtgesellschaft zu einer genutzten Chance. Dies setzt
eine differenzierte Sicht der Lebensrealität und Fähigkeiten
älterer Menschen voraus: Die Mär von den gebrechlichen,
hilfebedürftigen und tatenlosen Menschen über
60 ist ein ebenso hartnäckiges wie falsches Bild -
ebenso wie die stereotype Vorstellung vom vermögenden
Rentner, der auf Kosten und zu Lasten der Jungen seinen
Ruhestand genießt. Die Betrachtungsweise des Alters
als Belastung für die mittlere, erwerbstätige
Generation übersieht die Fähigkeiten und Ressourcen
der älteren Bevölkerung und verstellt somit den
Blick auf die Möglichkeiten des Miteinanders.
Der
Club of Budapest vertritt die Meinung, daß altersgetrennte
und alterstrennende Gesellschaften den demographischen Herausforderungen
der Zukunft nicht gewachsen sind. Obwohl viele Studien belegen,
daß Solidarität durchaus von beiden Seiten praktiziert
wird und als gesellschaftlicher Auftrag anerkannt ist, kann
sie nicht als unerschütterliche Errungenschaft vorausgesetzt
werden. Vielmehr müssen jetzt Weichen gestellt werden,
damit die Solidarität zwischen den Generationen nicht
nur zu einem erstrebenswerten Gut und einem normativen Wert
sondern auch zu einer umsetzbaren und spürbaren Erfahrung
werden kann.
Der
von der BAGSO nun schon zum 3. Mal ausgerichtete Wettbewerb
"Solidarität der Generationen" ist ein solches
Forum lebendiger Kooperation zwischen Jung und Alt. Die
zu diesem Anlaß vorgestellten zahlreichen Beispiele
bürgerschaftlichen Engagements demonstrieren, was mit
"Dialog der Generationen" gemeint sein kann. Neben
den traditionellen Interaktionsfeldern "Wohnen und
Leben", "Theater- und Kulturprojekte" sowie
"Gesprächskreise und Erzählcafés"
hat sich speziell seit 2000 eine neuartige Sparte der Kooperation
zwischen Alt und Jung abgezeichnet: die "Wissens- und
Arbeitsplatzvermittlung". Unter dem Motto "ehrenamtlicher
Berufseinstiegshilfe" stellen ältere Menschen
im Ruhestand ihre lebenslang gesammelten Erfahrungen, Kenntnisse
und Beziehungen jungen Erwachsenen zur Verfügung, die
beim Einstieg ins Berufsleben Unterstützung benötigen.
Von der auch als "Mentorat" zu bezeichnenden Beziehung
zwischen Jugendlichen und Senioren profitieren beide Generationen:
Der Transfer beinhaltet nicht nur Wissens- und Ausbildungsplatzvermittlung
für die jungen Leute sondern ermöglicht den Senioren,
ihre Fähigkeiten anzuwenden, weitere Kompetenzen zu
erwerben und im Kontakt mit der jungen Generation neue Perspektiven
zu gewinnen.
Hauptpreisträger
des diesjährigen Wettbewerbs ist das Projekt "Förderschüler
geben PC-Einsteigerkurse für Senioren". Auch hier
zeigt sich die enorme Dynamik, die die Zusammenarbeit von
Alt und Jung in beide Richtungen entwickelt: Während
die Senioren von der Geduld und dem Verständnis der
Förderschüler profitieren, stärkt die zurückfließende
Bestätigung und Anerkennung der pädagogischen
Strategie das Selbstvertrauen der lernbehinderten jungen
Lehrer.
Der
Wettbewerb der BAGSO ist ein unverzichtbares Instrument
der Sensibilisierung für die Möglichkeiten des
Dialogs der Generationen und eine Inspiration für die
Entwicklung neuer Ideen des Miteinanders. Gerade im gemeinsamen
Tun, in der gegenseitigen Unterstützung und im Dialog
entwickelt und manifestiert sich eine kulturstiftende und
kulturerhaltende Kraft. Altersgetrennte und alterstrennende
Gesellschaften sind nicht nur unzeitgemäß, kontraproduktiv
und unschön - sondern geben das falsche Signal: man
bräuchte einander nicht.
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