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Stephan Kaluza in Bewegung

 

In seiner neuen Serie kommentiert Stephan Kaluza das tagt�gliche Bilderbomdardement, dem die Menschen der Postmoderne mit immer gr��erer Routine begegnen. Pressefotos in Schwarzwei�, die Tod, Gewalt, Militarisierung oder Einsamkeit transportieren, werden dem �ffentlichen Raum entnommen und bearbeitet: Die gemalten K�rper und Gegenst�nde werden nicht einfach naturalistisch reproduziert und verdoppelt, sondern in Bewegung gesetzt. Umrisse fasern aus und verl�ngern sich dynamisch in die Bildlandschaft hinein. Das konkreteMotiv bleibt weiter erkennbar, aber offenbart sich als st�ndig von Aufl�sung bedroht. Das, was sich kurzzeitig als Individualit�t eines Gegen�bers verdichtet, ist so nichts weiter als ein Ensemble aus Relationen ohne festen Kern - st�ndiger Übergang signalisiert die Situation am Ende des Jahrtausends.

 

Doch dabei bleiben die Arbeiten Kaluzas nicht stehen. Seine Bearbeitung bringt einen neuen gemeinsamen Ausdruck in eine Reihung von Motiven, die ehemals im �ffentlichen Raum dauernder Informations-Schwemme als konkurrierende K�der um die Aufmerksamkeit der Betrachter k�mpften. In das bezuglose Nebeneinander ist etwas Neues hineingemischt worden: ein eigener Stil, ein pers�nlicher Ausdruck. Doch auch dieses Private manifestiert sich nicht in einer einzigen Darstellung, sondern erst in der gemeinsamen Komposition einer Serie.

Die in das rote Licht eines "Fotolabors" getauchten Erweiterungen des "urspr�nglichen" Motivs bringen eine weitere spezifische Verfremdung in die Gesamtkomposition. Neue Unsch�rfen tauchen auf und er�ffnen eine zus�tzliche Arena der M�glichkeiten. Schemenhaft wird die schwarzwei�e Situation �berblendet, (ausschnittsweise) wiederholt oder einem anderen Motiv gegen�bergestellt. Die Darstellung zeigt sich in einem anderen Licht, teilt sich auf und vervielf�ltigt sich noch einmal. Kaluza gibt so einen weiteren Hinweis: Nicht die Vervielf�ltigung an sich ist problematisch, entscheidend ist das wie der Pr�sentation.

 

F�r Kaluza verschwindet die Individualit�t des K�nstlers nicht im Zeitalter unendlicher Weiterverarbeitung, sie ist aber auch nicht nur einem einzigen Element zu entnehmen. Die stilbildende Gestalt, ohne die ein kreativer Prozess nicht erkennbar ist, ist das Ergebnis einer sich durchhaltenden Darstellungsweise in einer Kompositionsvielfalt. Individualit�t ist also ebenfalls nichts Festgestelltes, sondern das Resultat einer Reihe von Handlungen, die einen gemeinsamen formalen Bezug aufweisen. Auch der private Ausdruck mu� also st�ndig neu hergestellt werden und bleibt deshalb auch st�ndig bedroht. Aber diese Bedrohung ist nicht zuf�llig, sondern notwendig. Das Private entsteht erst in der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit dem �ffentlichen.

Dr. Georg Schiller, Heinrich-Heine-Universit�t D�sseldorf, Mai 1999

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